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Summertime

and the living is easy
copyright Rottweil ist überall

Ich liebe den August, in dem das Leben so innehält. Viele sind verreist, die Stadt ist manchmal wie leer gefegt, die Grillen zirpen bis in die Gassen hinein, und in der Hitze wird alles langsam und träge, und ein wenig besinnlicher.

Sommer. Die schönste Zeit des Jahres. Und mehr als an Silvester geht es im Sommer um Ende und Neuanfang. Schulkarrieren beginnen oder hören auf, Studien und Ausbildungen fangen an, man nimmt den einen, großen Jahresurlaub, und es gilt als Pflicht eines jeden ordentlichen Arbeitnehmers, alles, alles zu tun, was gut tut, nur ja nicht an den Job zu denken. Abstand! heißt die Parole.

Wunderbar.

Ende und Anfang auch bei uns.  Ein paar Leute sind weggezogen oder haben unsere Umlaufbahn anderweitig verlassen. Unser Sonnensystem sortiert sich neu.  Es werden neue Mieter ins Haus ziehen, mit Kind, was klasse ist,  wir werden eine Ratte haben, sie soll weiblich sein und aller Wahrscheinlichkeit  nach Rosi heißen und in einer ausrangierten Kommode wohnen. (Für Tipps, wo man eine solche Rosi herbekommen könnte, sind wir dankbar).  Und ich will endlich regelmäßig ins Aikido und mal blicken, wie´s geht.  Und die Bühne wird ausgemistet werden.  Bestimmt!

Aber davor verreisen wir. Die Wunde der Kleinen heilt, die Fäden werden bis dahin hoffentlich gezogen sein, die Koffer stehen bereit. Cranna. Norditalien. Bei Chiavenna, der erste größere Ort nach dem Splügenpass. Letztes Mal ist der Große dort den Berg hochgerannt.  Ich wundere mich heute noch, wie er das geschafft hat. Wir könnten diesmal ein Wettrennen machen; ich werde verlieren, so viel ist sicher, aber wenigstens weiß ich dann, worum es geht. Wir werden in der Hängematte liegen bis der Hintern vom Liegen weh tut, wir werden unter Wasserfällen baden  und in Maronenwäldern wandeln. Wir werden Pizza essen und Rotwein trinken , ich zumindest, über Märkte schlendern und so gut wir können dolce vita genießen.

Und so sitz ich und träum und bin im Kopf schon dort, und mein Blick wandert aus dem Fenster  hoch zum Hochturm und wieder zurück zum Koffer und fällt dabei  auf die Maske aus Nepal, die missbilligend auf mich niederblickt.  Wie ein Turban sitzt eine Schlange darauf  und züngelt von oben herab.  Daneben zwei balinesische Schnitzereien, filigrane Gesichter, die mehr mit sich selbst als allem anderen beschäftigt sind, auf dem Kopf tragen sie kleine Pagoden. Schiller ist ernst wie immer, und die Narren warten auf acht Uhr (für Nicht-Eingeweihte: um acht Uhr in der Früh beginnt in Rottweil der Narrensprung).  Und ich starre auf sie, und sie ignorieren mich, und es kommt mir vor  wie  früher, als ich lauschte, wann die Tür ins Schloss fiel, ´sturmfrei´, und ganz genau so warten sie jetzt - ´wann gehen sie´ - und kaum sind wir weg, da werden sie zu neuem Leben erwachen. Und die Schlange umschmeichelt Schiller, der winkt lässig ab; der dichtet Versuchung, er erliegt ihr nicht.  „In den öden Fensterhöhlen/Wohnt das Grauen/Und des Himmels Wolken schauen/Hoch hinein“.  Es wabert im Giebel.  Schiller schielt ungerührt auf die Balinesen, aber die interessieren sich nur für sich selbst.  Meines Bruders Büste blickt souverän und dezent amüsiert von oben herab; er wartet ab, was geht und mischt dann später mit. Die nackte Frau darunter aber setzt sich sofort auf und geht rüber zu den  Narren, und die geraten völlig außer sich, ihre Schantle-Schirme verheddern, und alle eilen völlig verwirrt in das mystische Südseeparadies nebenan.  Verirren sich dahin. Die Schemen aus Mutters Bürobild kommen hinzu, und der nackte, liegende Mensch dreht sich endlich mal auf den Rücken.  Und am Ende ist´s ein heilloses Tohuwabohu und alle sind aus dem Rahmen gefallen und keiner weiß mehr, wo er hingehört.  Und sie rasen durch die Wohnung, reißen Sockenpaare auseinander und verteilen alte Zeitungen auf dem Fußboden, der Schreibtisch wird noch unordentlicher als sonst, und dann gucken sie, ob noch was im Kühlschrank ist, oder noch Gin zum Tonic im Haus.

Ob ich daheimbleiben sollte?

Vielleicht hat mir auch nur der letzthin gesehene Film - ´Nachts im Museum´  - nicht gutgetan.

Ich brauche Urlaub!

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