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Ferienzauber

copyright Rottweil ist überall

Jetzt isser eh vorbei. Schad.

Dies Jahr hatten wir kein Glück mit dem Ferienzauber. Das ganze Jahr pendeln wir zwischen Hausen und Rottweil hin und her und weisen im Schnitt ein Mal wöchentlich auf den Wasserturm, und Martha fragt „wann ist wieder dies Fest?“. Das ganze Jahr freuen wir uns auf diese zweieinhalb Wochen, und dann hat Martha ihre Verletzung am Fuß, die sie vollkommen immobil macht, und kurz darauf sind wir verreist. Und als wir zurück sind, isses rum.

Ein einziges Mal hat´s geklappt und das ging in die Hose.

Ich hatte die Kinder bei ihrem Papa abgeholt. Eh eine Situation, in der wir alle drei kurz Zeit brauchen, uns zu akklimatisieren. Martha ließ sich aufs Festgelände tragen und  zum Kinderschminken in die Schlange setzen, Anton wollte erstmal ins Zelt im Kinderbereich. Da wird viel gebastelt, und das macht er gerne, und wenn nicht das, dann gibt es dort eine Menge Spiele und Ecken, in denen man sich beschäftigen kann. Besser formuliert - gab´s.  Dies Mal stand er etwas ratlos herum. Das Regal mit den Spielen fehlte, auch keine Bücher, und für einen siebenjährigen Jungen auch nicht wirklich Spielzeug. Und am Basteltisch ging es an diesem Tag um Blumen und Herzen. Er ist beim Basteln flexibel, aber Blumen und Herzen – naja – das ist halt zu sehr ´Mädchen´, für seinen Geschmack. Draußen fehlten die Hängematten im Gebüsch, die es im Vorjahr gab, und das Einzige, das Jungen in seinem Alter so trieben, war kicken im eingezäunten Kickbereich. Das macht er halt aber nicht so gerne. Kicken – einfach nich so sein Ding. Federball, Tischtennis, Boccia oder Frisbee – geht alles, nichts gegen Wurf – und Ballspiele, aber Kicken ist es halt eher nicht.

So stand er also rum und wusste nichts recht anzufangen. „Was kann ich denn da machen?“ Da entdeckte ich die Werkbank in der Ecke. Wunderbar. „Komm, wir gucken mal!“. War er sofort dabei. Werkeln ist wie basteln, nur besser. Und wir standen kaum da und guckten mal in Kisten und Schubladen, da kam ein junges Mädchen und wies darauf hin, dass diese Werkbank nicht zur Verfügung stehe. 

„Was? Wieso?“  

Daran wird nur gearbeitet, wenn sie, die Mitarbeiterinnen des Ferienzaubers, daran einen Programmpunkt anbieten. 

 „Soll das jetzt nur zum Angucken da sein? Ist doch Käse.“ 

So sei es eben.

Mag sein, nee, war ganz bestimmt so, dass ich recht heftig reagiert habe. Es war nicht die beste Zeit des Jahres. Es war so einiges zusammengekommen, das an den Nerven zerrte, Marthas Verletzung setzte dem nur noch eine dramatische Krone auf. Ich war aggro, und urlaubsreif.  Man hätte dasselbe freundlicher und gelassener rüberbringen können. Zugegeben. Aber ich war auch nicht von Sinnen! Ich wusste schon noch, was man sagen kann, was nicht, und worum es ging. Was kann ein siebenjähriger Junge hier tun? Ist irgendwie nix im Angebot, nicht, wie in den letzten Jahren. Und das Einzige, das wirklich interessant wäre, soll jetzt nicht zur Verfügung stehen. Was soll das denn?

Sie könne nichts dafür, sagte das junge Mädchen.

Weiß ich. Aber sie könne es weitergeben.

Sie könne nichts dafür, sagte das junge Mädchen.

Weiß ich. Aber sie könne es weitergeben.

Das wiederholte sich mehrere Male. Schließlich gingen wir raus, das Mädchen ging zurück zum Basteltisch und Anton traf einen Freund, mit dem er durch Wald und Gartenanlage stromerte. Martha war geschminkt und wollte jetzt basteln, für sie sind Herzen und Blumen prima, und ich stand bei ihr, als die Dame kam, die das Zelt leitet.

Ich gehe mal davon aus, sie war wie ich urlaubsreif. Passt ja in die Zeit. Durchaus auch aggro stellte sie sich mit vorgebeugtem Oberkörper, die Hand in die Hüfte gestützt vor mich und blickte mich angriffslustig an.

Wie ich dazu komme, ihre Mitarbeiterin anzugreifen.

Hab ich nicht, es ging um die Werkbank.

Ihre Mitarbeiterin habe sich aber angegriffen gefühlt.

Das tut mir leid. Es ging um die Werkbank. Und darum, dass es anders als in den letzten Jahren keine Spiele, Bücher undoder Spielsachen für auch etwas größere Jungs gibt.

Das sei aber komisch. Dann sei mein Sohn ja wohl der erste Junge, der nichts  findet. (So´n Unterton schwingt mit, was dem denn fehlt.)

Pah!  Musste das jetzt sein?

Ich will nicht mit Ihnen streiten!, sagte ich.

Ich mit Ihnen schon, sagte sie. Sie verteidige ihre Mitarbeiterin.

Okay! Ich brachte mich in Position, reckte das Kinn ein wenig vor - dann soll´s so sein. Dann  stünden hier jetzt also zwei Kampfhühner einander gegenüber! „Ich habe die Mitarbeiterin zwar nicht angegriffen und finde auch völlig in Ordnung, dass sie, was ich ihr aufgetragen habe, auch tatsächlich weitergegeben hat, aber wenn es nun irgendwie persönlich sein soll und jede wen hat, den es zu verteidigen gilt – okay,  dann verteidige ich meinen Jungen! Mit dem alles in Ordnung ist! Der nur nicht so gerne kickt und lieber Jungensachen bastelt!“  Komm mir wer blöd – pah!

Aber weil es ja wirklich nicht um junge Mädchen oder kleine Buben ging, wiederholte ich, was ich zuvor schon gesagt hatte.  Dass dies Jahr kein Regal dastand mit einem Sammelsurium an Spielen und Büchern, und dass ich Käse fand, dass die Werkbank nur zum Angucken da sein sollte.  

Sie will nicht jedes Jahr neu einkaufen, sagte die Dame.

Versteh ich nicht. Dafür gibt´s doch sicher ein Budget. (Und sowieso – wenn man zweidrei Mal bei Aktion Eine Welt im alten Moker war, hat man einen ganzen Container voll Spielen und Zeug, für wenig Geld).

Sie kaufe ja ein. Erst an diesem Mittag haben die Mädchen vom Schminken gesagt, sie bräuchten wieder Farben. Das besorgt sie!

Ja. Klar. Prima! So ist das vermutlich auch gedacht. Aber weshalb nicht Spiele? Logisch ist auch da Verschleiß und Schwund. Aber so ist das halt. Dafür gibt es ein Budget.

Wem es nicht passt, der müsse ja nicht herkommen. Sagte sie.

Oh! Das fand ich jetzt aber auch nicht sehr nett.

Natürlich MUSS man nicht. Man will aber. Weil´s einem halt auch gefällt am Wasserturm. Ich weiß es nicht genau – aber ich meine, der Ferienzauber war einst ein Projekt  der Stadt, und vom MUM, was auch irgendwie ein städtischer Verein war oder ist, geplant und durchgeführt, und zwar als Ferienangebot für alle, groß und klein,  männlich, weiblich, oder divers, Schlagerfan oder Folkfreak , wohlhabend oder  mit eher dünnerem Geldbeutel.  Alle halt.  Irgendwann übernahm als professioneller Veranstalter die Trendfactory, die selbstverständlich ein auf Gewinn gepoltes Unternehmen ist, und das ruhig auch sein soll. Daran ist nichts auszusetzen.  Ich nehme ja leicht hin, dass jeder Besuch wenigstens zwanzig Euro kostet, weil sowohl ich als auch jedes Kind wenigstens ein Getränk  und an einem Stand etwas zu essen kaufen will, was kostenbedingt bei uns eher Pommes und Heiße Rote sind, weil Lachs und Veggieburger zu teuer.  (Das zweite Getränk ist Wasser aus der mitgebrachten Trinkflasche, und anstelle eines Besuchs des Süßigkeitenstandes führe ich eine Packung Kekse mit.)  Nichtsdestotrotz ging ich aber stets davon aus, dass der ursprüngliche Gedanke, dass der Ferienzauber ein Angebot für alle sein soll, weswegen es auch städtische Zuschüsse gibt, weiterhin Gültigkeit hat. Und also darf auch entsprechend investiert werden.

Nicht?

Es ging so hin und her. Der Ton immer zwischen ´persönlich´ und dem eigentlichen Thema schlingernd. Alles wiederholte sich ein paar Mal. Am Ende fragte ich „sind wir jetzt quitt?“  Das schienen wir zu sein, und es war auch „selbstverständlich“  kein Problem, die Werkbank zu benutzen, „solange Sie dabei bleiben“. Freilich. Das war mir klar und war auch zu keinem Zeitpunkt anders vorgesehen. Wir bastelten dann Männchen aus Korken.

Und beim Heimgehen erinnerte ich mich, wie ich als junges Mädchen in Sydney in einer Sandwichbar gearbeitet habe, im Queen-Victoria-Building.  Der erste richtige Job meines Lebens. Ohne workpermit, weil es das damals noch nicht gab, man jobbte eher so ein bisschen illegal. Schon allein das lässt einen sich angreifbar fühlen.  Jede Sandwichrezeptur  trug einen anderen Namen, es gab eine Queen Elizabeth-Kombination, Prinz Edward und Charles, Princess Anne und King George. Dutzende Namen und Kombinationen, wahlweise auf white oder wholemeal, double oder oneslice. Und ich weiß nicht mehr, hab ich das Fleisch einer Queen Mary auf einen Prinz Philipp gepappt oder white statt wholemealbread verwendet – eine Kundin machte mich rüde an, weil ich sie zwei Mal falsch verstanden hatte. „Is that too thick for you?“,  blaffte sie unter anderem. DAS war persönlich angegriffen. Ich fühlte mich schrecklich blöde. Damals hätte ich mir eine solche Chefin wie die Dame auf dem Ferienzauber gewünscht, die sich schützend vor mich stellt. Die Chefin, die ich hatte, war nur unwesentlich älter als ich und grinste schadenfroh.  Fand ich voll fies. Aber ich kam drüber weg mit einem herzlichen, gedachten ´blöde Kuh´  und noch ein paar Worten mehr aus dieser Kategorie.

Die Welt ist in einem desaströsen Zustand. Friedlos und aufgewühlt. Und wir sind zu schnell beleidigt. Wir nehmen zu persönlich. Wir trennen nicht zwischen Thema und eigener Person.  Und stellen das eigene Interesse immer zuoberst.

Ach, ich weiß nicht….is doch kacke.

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