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Von Siebenschläfern, Merkel in den Bergen, Urschreien und anderem
copyright Rottweil ist überall

Man reist und sagt ´Urlaub´, und darin schwingt Erholung, Entspannung, Entschleunigung und süßes
Nichtstun mit, so quasi ein Nicht-Erleben an einem schönen Ort. Und dann ist es halt doch mehr
Reise als Erholung, und mehr Neu als Nicht-Erleben. ein Trip ins Unbekannte voller
Herausforderungen , und der Ort IST wunderschön, und er birgt seine Abenteuer.  


Die ersten Tage teilen wir das Haus mit einer Freundin mit Kind, und schon alleine diese Kombination
ist neu und bedarf Übung und Diplomatie. Keine Ahnung, wie gut es derzeit um mein diplomatisches
Geschick  bestellt ist. Wir kommen so durch und alle haben eine gute Zeit. Das muss genügen.
Der Nachbar aus der Stadt unten, der ins Dorf hochkommt in seine Datsche, erzählt, die tropische
Schwüle sei neu. Klimawandel und so. Wir werden eingeladen auf einen Sekt für mich und Eis für die
Kinder, und ich erfahre, dass man sogar hier Merkel für alles Ungemach in der Welt verantwortlich
macht. 

„Danke Merkel!“                                                                                                                                                  
Arme Angela.                                                                                                                                                      
Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich das mal noch schreibe.


In den Bergen rückt die Natur näher. Beim Gewitter sind wir mittendrin;  vor dem Fenster leuchtet
das Laub auf wie tanzende Schemen, es folgt Blitz auf Blitz, es wird gar nicht mehr dunkel, wie beim
Flashlight in der Disko. Und der Donner  mischt sich mit dem Wind, und er donnert nicht, sondern
grollt und poltert ununterbrochen. Der Regen fällt wie ein Vorhang vor dem Balkon. Wow!                                                                                                 
Das Wetter kriecht bis unters Hemd, und wenn´s danach ist, sucht auch so allerhand Getier Schutz im
Gemäuer, oder Wasser.  
Neuerdings gucken wir zuallererst ins Klo, und Martha sagt ´ist niemand drin´, und dann erst setzt sie
sich. Und hinterher Deckel runter! Nie vergessen1 Nie nie nie!  Zu präsent ist uns das
Siebenschläferkind, das wir zuerst, als nur die Nasenspitze rausguckte, für eine Ratte hielten, weil´s
für eine Maus zu groß war. Aber der Schock wich schnell dem Mitleid, da saß kein gefährliches
Raubtier, das uns mit Viren und Krankheiten torpedieren wollte, sondern ein kleines Wesen in
schockschwerer Not. Die pure Verzweiflung  blickte da aus der Schüssel, unmöglich, nicht davon
berührt zu sein. Und wenn es hundertmal eine Ratte sein sollte -  es war eine Ratte in Not.               
Die lange Hose angezogen,  Boots und Jacke, im Keller nach Handschuhen gesucht, einen Stock und
eine Schaufel mitgenommen. Und die Taschenlampe.                                                                                 
Das Tierlein schien zu schwach oder es steckt fest – am Stock jedenfalls konnte es sich nicht
heraushangeln. Also doch die Schaufel. Und es legte sich drauf und ließ sich rausheben, und sank
schlaff  auf den Boden, und der Schwanz war buschig, nicht nackt wie bei einer Ratte, und also war es
ein Siebenschläferkind, ein furchtbar erschöpftes.                                                                                   
Reglos lag es am Türrahmen; ich versteh´s – das war ein Schock;  es wird erstmal  Ruhe brauchen.
Stunden später aber sah ich es im Schein der Taschenlampe zitternd im Grass liegen.  Das sah nicht
gut aus. Und also nahm ich es hoch, wickelte es in ein Handtuch und lege es in der Dusche auf den
warmen Holzboden. Da sollte es entweder ein sanftes Ende oder aber Erholung finden. Ob wir es mit
heim nehmen sollten? Auf dass es ein Heim findet in der Kommode, die eigentlich für Ratte Rosi
gedacht war? Wir könnten Steine und Äste mitnehmen und Höhlen bauen, und im Herbst Nüsse und
Kastanien sammeln und Bucheckern.                                                                                                               
Am Nächsten Morgen war es nicht mehr da. Vielleicht hat es sich erholt und ist heimgekehrt zu
seinen Lieben. Wir hoffen es sehr.

Und Dolce vita im Fluss am Wasserfall. Es war sonnig und heiß und Familien machten Picknick und
Kinder tauchten unter den Kaskaden, und das Wasser blitzte und funkelte, der Wasserfall rauschte
betörend im Hintergrund - da war kein Halten mehr - da musste man rein, und sei´s mit Kleidern.  
Was ein Spaß! Nie war Planschen schöner. Und hindurch getaucht unter einer Kaskade, hinterm
Vorhang aus Wasser kniend, da schrie´s die Freude laut heraus. Dafür allein lohnte die Reise.  


Auf dem Heimweg ein Besuch bei ehemaligen Nachbarn in Oberndorf am Lech. Würd´s einen normal
nie hinverschlagen, eine Ebene im Krater Donau-Ries, der Meteoriten lässt sich noch erahnen. Ein
Schlafdorf, in dem kaum jemand unterwegs ist, ein stilles Dorf, lauter kleine Wohnidyllen, manche
akkurat angelegt mit Kies ums Haus, gestutzten Buchsbäumchen und Wimbledonrasen, Trampolin
nicht zu vergessen, manche wild verwachsen, mit Sonnenblumen und alten Zwetschgenbäumen und
wenn´s Platz hat sogar mit Pferdestall. Die Anwesen sind groß, ein jeder darf sich ausbreiten. Arzt
und Apotheke gibt es nicht, aber einer bietet Männerseminare an, mit Urschrei und so, eine andere
Yoga/Meditation und Lebensberatung, im Dorfladen, der mit viel Bio und Regional glänzt, liegen Flyer
aus für Biodancekurse, der neueste Hit aus Irgendwo, von wegen der inneren Mitte, dem eigenen
move und groove und so, und die Wirtin unserer Pension, die mein mitgebrachtes Treibholz im
Kofferraum entdeckt hat, erzählt von Waldwächtern, (von denen sie einen gefunden hat – er steht
als Baumwurzel im Flur des unteren Gästetraktes), die man um Erlaubnis bittet, bevor man den Wald
betritt. Großartig! I love it. Wie prosaisch kommt mir Rottweil vor dagegen. Und es wundert mich
auch gar nicht mehr, mit welchem Gleichmut alle hinnehmen, dass Dorf seit Monaten aufgerissen ist
und es für mindestens genauso lange noch sein wird: immer wieder hebt ein Bagger einen Graben
aus, macht irgendwas, schüttet wieder zu, dasselbe am anderen Tag an anderer Stelle, um Wochen
später zurückzukommen und da weiterzumachen, wo er schon mal war, und keiner weiß, wenn er
morgens das Haus verlässt, ob er abends wieder so reinkommt.  
Oberndorf am Lech. Echt eine Reise wert. Wer hätte das gedacht.  


Und dann Heimkommen. Daheim sein. Wir verlassen die Bude auf Tage hin so gut wie nicht.           
Mei is des schee. 

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