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Brief an den ungeliebten Bundeskanzler F. Merz

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

Sie sehen in Migranten im Stadtbild ein Problem, und Sie beharren darauf, dass das richtig ist. Das ist schade. Es wäre auch ein Zeichen von Größe und Souveränität, Fehler und Irrtümer zugeben und sich selbst korrigieren zu können. 

"Probleme im Stadtbild" sind nicht die Grundlagen einer seriösen Politik. Es können einem Migranten und Migrantinnen missfallen. - Solange sie sich nichts zuschulden kommen lassen, muss man sie aushalten. Migrationspolitik kann steuern, aber sie geht nicht vom "Stadtbild" aus, sondern von Zahlen und Fakten, Gutachten, Rahmenbedingungen usw. Darüber kann man diskutieren und fraktionsübergreifend Wege suchen. Man diffamiert nicht blindwütig Leute als "Problem" und macht Politik aufgrund von Befindlichkeiten! Wie ginge das denn weiter? Ich habe kürzlich auf dem Markt mit einer jungen Frau gesprochen, die sich von den Armen und Obdachlosen am Busbahnhof unserer Stadt gestört fühlt. Nebendran ist ein Spielplatz, den sie deshalb mit ihrem Kind nicht besucht. Ich kenne diese Leute am Busbahnhof auch und habe noch nie die geringste unangenehme Erfahrung mit ihnen gemacht, und ich bin dort ebenfalls viel mit Kindern gewesen. Ich kenne auch niemanden, der tatsächlich irgendwie Problematisches  zu berichten gehabt hätte. Sollen diese Leute, weil manche Passanten sich irritiert fühlen und sie als Problem empfinden, verschwinden? Wenn ja - wohin? Obdachlosigkeit und Armut gab es und gibt es immer mehr. Es kann keinen Anspruch geben, dass alles irgendwie Störende sich auflöst oder wie auch immer in die Unsichtbarkeit verschwindet, bloß weil es einigen nicht gefällt. Armut gehört verringert, nicht versteckt.

Und wie sähe es aus mit Rockern, Grufties oder Punks. Oder mit Leuten, deren Geschlecht man nicht auf den ersten Blick zuordnen kann? ´Kann man sich vielleicht gestört fühlen -"Die sehen so komisch aus." Es gibt Leute, die fühlen sich beim Anblick von Behinderten gestört, oder von gebrechlichen Alten, ….

Bitte seien Sie ein integerer, verantwortungsbewusster Kanzler und betreiben Sie faktenbasierte Politik. Dann klappt es auch mit den Wahlen und der Abgrenzung nach Rechtsaußen/-radikal, wohin Sie mit dergleichen populistischen Sprache und Strategie immer mehr driften. Das löst nichts und schafft nur Gräben.

Das größte Problem im Politikbild ist fehlende Seriosität. 

mit freundlichem Gruß

Beate Kalmbach

Oktober 2025

 



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