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27. April

copyright Rottweil ist überall

Jede neue Woche hat ihre eigene´Normalität´.

In dieser: ich checke nicht mehr täglich Kurven, und ich verzichte auf das regelmässige Schauen der Tagesschau. Oft tut es die kürzere Version im Radio. Die Nachrichten drehen sich wieder mehr um Budgets und politisches Kalkül. Trump macht sich zum Affen. Desinfektionsmittel injizieren. Gute Güte. Was für ein Gedanke. Und auf die Frage, was er seinen leidgeplagten Landsleuten mitgeben will, regt er sich über Reporter und Frage auf. Wie unreif, wie dumm.

Der früherer Präsident der Bundesärztekammer mokiert sich über die Mundschutzpflicht. Aber auch seine Thesen sind vage und leicht zerlegbar. Der muss sich halt mal wieder ins Rampenlicht setzen. Ich könnte mir vorstellen, das ist so einer – dem es in erster Linie ums eigene Geltungsbedürfnis geht.

Mir ist der Mundschutz ganz schnuppe. Setz ich ihn halt auf. Egal. Wenn´s hilft – gut; wenn nicht – auch nicht schlimm, und wenn nur ein bisschen, dann soll´s auch recht sein. Was soll´s – der Fetzen Stoff. Nur stell ich fest, liegt der Teufel mal wieder im Detail. Man muss viel öfter bügeln als ich geahnt habe. ´Muss das Bügeleisen reanimieren.

Ich richte mich ein mit Corona. Was nicht wenig beansprucht. Ich gestalte so manches neu, angefangen beim Kinderzimmer, weil der Held plötzlich ein andrer ist. (Luke Skywalker hat Kai, den kleinen Superninja abgelöst). Und natürlich der Garten. Das Trampolin ist ein voller Erfolg. Als nächstes eine Nestschaukel. Bauen wir einen Spiel – und Abenteuerplatz.

Wir schwanken zwischen Ferienmodus und Alltag. Feste Strukturen, noch nie unser Spezialgebiet, sind in diesen Tagen ziemlich Illusion. Wenigstens geht es uns gut damit. Ich bin konzentrierter, mehr auf die Menschen in meiner direkten Umgebung fokussiert, der Job, meine Wohngruppe im Heim – es geht an keinem spurlos vorüber. Dann die Kinder, Familie, Freundschaft – nichts und niemand geht mehr ´nebenbei´. Der Neun-Uhr Rhytmus tut uns gut. Trotzdem bin ich müde.

Ich ringe noch immer nach einer Haltung zu diesem Virus. Er ist da, und ich habe Respekt. Aber ich will auch nicht in Schockstarre fallen und jedes Recht auf Eigenverantwortung verteidigen müssen, jeden Kontakt rechtfertigen. Ich habe jemandem die Hand gereicht. Ich habe jemanden in den Arm genommen. Nicht trotz, sondern wegen Corona.

Ich hadere mit dem Wegsperren der Kinder. Läden sind auf, Spielplätze geschlossen. Ich weiß nich-. Es stimmt nicht, dass wir alle die Kontaktsperre erdulden für ´die Alten und Schwachen´. Das auch. Aber wir tun es auch für uns selbst. Es ist der aktive, arbeitende Teil der Bevölkerung, der am häufigsten infiziert ist, und der es zwar in den allermeisten Fällen überlebt, aber eben auch zum Teil beatmet werden muss. Beatmen ist das Einzige, das die Schulmedizin tun kann bei einem schweren Verlauf. Und wenn wir das Gesundheitssystem schonen, um das zu stemmen, dann tun wir das für Andere, Schwächere, aber eben auch für uns. Die Kinder aber, die ganz Kleinen, die eben zu klein sind um Abstandsregeln konsequent einzuhalten und denen auf wundersame Weise das Virus nicht viel ausmacht, die werden isoliert für uns, für uns Große, damit sie uns schützen, uns nicht anstecken. Das ist hart. Und ich finde, sie haben was gut. Wenigstens. Echt was gut.

Ich weiß nicht, ob das ´alternativlos´war, ich sympathisiere mit dem viel gescholtenen schwedischen Modell, das die Kinder verschont. Ja, da sei die Sterblichkeit höher. Da sterben wie in Amerika weit überdurchschnittlich die afrikanischen Einwanderer, die enger und generationenübergreifend beisammen wohnen. Das wirft andere Fragen auf. Aber es ist kein Indiz dafür, dass es falsch ist. die Kinder raus zu lassen.

Ich weiß, man kann erst später, im Rückblick, wirklich sagen, was richtig war. Und man darf selbst dann nicht ungerecht sein. Gesundheitsminister Spahn, sonst nicht mein Freund, schon weil er die Hebammen so schmählich behandelt, und weil er so ein kalter Funktionär ist, sagte ´wir werden verzeihen müssen´. Ja. das kann gut sein. Hab ich kein Problem mit. Verzeihen kann ich gut. Scheiße finden tu ich trotzdem.

Habe heute im Job mit einer Kollegin gesprochen, die erzählte, wie sie Tränen in den Augen hatte, als ihr Sohn vergangenes Wochenende das erste Mal seit Beginn der Beschränkungen ein anderes Kind getroffen hat, und wie sein Lachen so freudvoll war. Bei so was heul ich auch. In Spanien dürfen Kinder unter 14 Jahren jetzt eine Stunde am Tag mit einem Erwachsenen im Umkreis von einem Kilometer von zuhaus draussen sein. Ich würde Sturzbäche flennen.

Und meinen Kindern, die sich beklagen, dass sie morgens nicht ausschlafen können bis der Hintern von allein aus dem Bett hüpft, weil ich sie zu Papa bringe, bevor ich zum Job gehe, denen versuch ich zu erklären ´wie gut sie es haben´. Als wäre irgendwie ihre Schuld, wie es ihnen geht, und als hätten sie kein Recht zu klagen. Und ich gucke in große Augen. Das müssen sie nicht verstehen

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